1. ADVENT

Lesejahr B

30. November 2014

Lesungen:  1. Kor 1,3-9 / Mk 13,33-37

Gedanken zum Advent

Der Advent ist eine Zeit, in der Kerzen angezündet werden, die die Dunkelheit aufbrechen und alles in ein warmes Licht tauchen, eine Zeit, in der althergebrachte Traditionen und Volksbrauchtum wieder aufleben: Kekse werden gebacken, Adventkränze aufgestellt, der schöne Brauch der Herbergssuche wird gepflegt, der Nikolaus geht um. Das alles gehört zu unserem Bild, unserer Vorstellung vom Advent. Es ist christliches Brauchtum, es ist etwas Schönes ... aber unter der Bedingung, das all dieses Brauchtum uns hilft, bewusster und tiefer an Gott und an Jesus zu glauben. Das adventliche und weihnachtliche Brauchtum wird in unserer Gesellschaft gepflegt, aber sehr oft von Menschen, die nicht an Jesus glauben. Welchen Sinn hat das dann? Welchen Inhalt?

Wir sollen wachsam sein, ruft Jesus uns heute zu. Wir sollen aufpassen, dass wir uns nicht in leerem Brauchtum verlieren. Wir sollen uns bewusst auf Weihnachten vorbereiten, d.h. darauf, das Jesus in unser Leben eintreten, geboren werden will. Denn wo Jesus wirklich kommt, wo er in mein Leben kommt, da wird dieses Leben auch anders. Es kann sogar erschüttert werden. Da bleibt eben nicht alles beim Gleichen, da fangen wir an anders zu leben.

Seid wachsam! Vielleicht ist mein Glaube an Jesus eingeschlafen: durch Alltagstrott, Alltagssorgen, weil ich im Leben Dinge anstrebe, die eigentlich nebensächlich sind und ich tue, als ob mein Glück davon abhängt. Glaube ich überhaupt noch, dass Gott in mein Leben einbrechen kann, um es neu auszurichten? Habe ich eigentlich noch Sehnsucht nach Gott, nach Jesus? Brauche ich ihn? Spreche ich zu ihm? Vertraue ich ihm mein Leben an und lasse ich ihn an meinem Leben teilnehmen?

Einige Worte aus der heutigen ersten Lesung, aus dem Paulusbrief, haben mich betroffen gemacht und mich nachdenklich gestimmt. Paulus sagt zu den Christen in Korinth:

„Durch ihn (Jesus) seid ihr in jeder Beziehung reich geworden“. Und ich frage mich: Habe ich das Gefühl, das ich „reich“ bin, weil ich an Jesus glaube? Fühle ich mich von ihm „bereichert“?

„Die Botschaft von Jesus Christus hat euer Leben auf ein solides Fundament gestellt.“ Und ich frage mich: Bieten Jesus und seine Botschaft mir in meinem Leben wirklich einen Halt? Habe ich das Gefühl mitten in den „Stürmen des Lebens“ nicht allein und verlassen zu sein, weil ich auf Jesus und auf Gott vertraue?

In dieser Adventzeit soll ich wachsam überlegen: Entspricht mein Leben den Vorstellungen von Jesus? Ich muss gelegentlich bewusst innehalten, um mir über mein Denken und Handeln Rechenschaft zu geben, sonst werde ich gelebt - getrieben, ins Schlepptau genommen, für Nebensächliches vereinnahmt, an Nutzloses gebunden oder gar in Ungutes verwickelt.

„Wachsam“ sein: Mich nicht treiben lassen, sondern mein Leben bewusst gestalten - auf Gott zu - und mich dabei von Jesus leiten lassen.

Denn es soll Weihnachten werden: Jesus soll bei mir „ankommen“, in mein Leben eintreten können, es womöglich sogar umgestalten. Vielleicht muss Jesus im meinem Leben neu, wieder geboren werden?

Gestalten wir in dieser Adventzeit unser Glaubensleben also bewusst, privat und zusammen mit anderen. Es gibt Angebote wie Roraten, Andachten, Herbergsuche, Bibelgespräche, eigens gestaltete Wochentagsmessen usw. Sie können helfen, uns zur Besinnung zu führen. Machen wir Gott in unseren Herzen mehr Platz. Es ist Adventzeit.

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